Durch das Engagement einiger Firmen und Privatpersonen bekamen 6 Kinder unserer Einrichtung die einzigartige Möglichkeit an der Mirno More-Segelflotte teilzunehmen. Ich durfte als Begleitperson dabei sein.
Am 17.9. war es soweit. Nach einer ca. 10stündigen Fahrt mit einem gesponserten Bus bestiegen wir in Sibenik auf einen 14m langen gecharterten Katamaran, der für die nächste Woche unser Zuhause sein sollte. Die Aufregung bei den 4 Burschen und 2 Mädchen war verständlicherweise sehr groß. Nach ersten Instruktionen durch unseren Skipper konnten die Kinder das Schiff näher kennenlernen. Da auch weitere Schiffe der Mirno More-Flotte von Sibenik aus ihre Fahrt starteten, wurden bald erste Kontakte mit Kindern anderer Schiffe geknüpft. Unsere Kinder, die zum ersten Mal an diesem Projekt teilnahmen, zeigten sich zunächst etwas schüchtern und abwartend – dies sollte sich im Laufe der Woche noch ändern!
Nach einer ersten Nacht in der Marina Mandalina von Sibenik stachen wir nach einem ausgiebigen Frühstück in See. Das Wetter ließ zunächst noch etwas zu wünschen übrig, aber ein paar Regentropfen konnten uns die Laune nicht verderben. Es war schon ein unglaubliches Gefühl auf einer hochseetüchtigen Yacht auf das Meer hinauszustarten. Die Stimmung an Deck war durchwegs gut und die Kinder genossen es sichtlich. Unsere erste Fahrt führte uns von Split nach Rogoznica in die Marina Frapa. Während der Fahrt lernten die Kinder und auch wir Begleitperson einiges über das Navigieren eines Schiffes, als auch diverse Fertigkeiten, die beim An- und Ablegen des Bootes notwendig sind. Diese konnten sowohl die Erwachsenen, als auch die Kinder im Laufe der Woche öfters unter Beweis stellen.
Ein erster Höhepunkt fand am Sonntag Abend in der Marina Frapa statt, wo sich die meisten der 106 teilnehmenden Schiffe einfanden. Mit Musik und lautstarker Unterstützung hunderter Kinder wurde die Mirno More 2016 offiziell eröffnet. Für mich persönlich war es überwältigend zu sehen, wie ausgelassen vor allem die vielen geistig und körperlich behinderten Kinder ihre Freude darüber zeigten. Gemeinsam wurde getanzt, gelacht und gesungen. Hier wurde auch erstmals der tiefere Sinn dieser Veranstaltung greifbar: Wir alle, egal welchen kulturellen, sozialen, ethnischen Hintergrunds, sitzen alle im gleichen Boot. Gemeinsam sind wir stärker!
Nach der Eröffnung im Innenhof der Marina wurde der Abend in der nahegelegenen Discothek fortgesetzt. Da es mittlerweile zu tröpfeln begonnen hatte, war der Zeitpunkt gerade richtig. Unsere Burschen zeigten zunächst noch einige Zurückhaltung sich zur Musik zu bewegen. Dies hatte sich aber nach einiger Zeit geändert. Jeder tanzte mit jedem und wäre nicht um 22.00h Schluss gewesen, hätten die Kinder wahrscheinlich durchgemacht.
Am nächsten Morgen gab es allerdings kaum Zeit auszuschlafen, da der nächste Programmpunkt schon wartete. Bei mittlerweile schönem Wetter konnten die Kinder an einer Rätselrallye teilnehmen – allerdings mit dem Schiff. Die Kinder mussten jeweils Aufgaben des Navigierens, des Steuerns bzw. die Befugnisse des Kapitäns übernehmen. Im Laufe des Tages wurden verschiedene Buchten angesteuert, wo dann unterschiedliche Aufgaben (Dinge suchen, Rätsel lösen, etc.) zu lösen waren. Abends liefen wir in der Marina von Trogir ein, wo wir nach dem Abendessen noch an einer Rätselrallye in der wunderschönen Altstadt von Trogir teilnahmen. Auch dort mussten die Kinder mithilfe eines Kompasses Punkte finden und Aufgaben lösen. Ein weiterer ereignisreicher Tag ging somit zu Ende.
Bei wunderschönem Segelwetter starteten wir am Dienstag nach Split, wo wir in der Bucht von Split für die nächsten zwei Tage in der Marina Kastela vor Anker gingen. Dort erwartete uns am Nachmittag ein reichhaltiges Programm mit den unterschiedlichsten Aktivitäten. Die Kinder malten Flaggen für die Schiffe, spielten Beachvolleyball, nahmen an diversen Workshops (Theater, Trommeln, Peacetalk) teil oder ließen sich mittels Airbrush ihre Körper „tätowieren“. Einen weiteren Höhepunkt bildete ein abendliches Strandpicknick bei Kerzenschein.
Auch der Großteil des nächsten Tages wurde mit allerlei Aktivitäten verbracht. Im Zuge derer konnten sich die Kinder der einzelnen Schiffe näher kennenlernen. Eindeutiger Höhepunkt dieses Tages war die Abendveranstaltung für die eigens eine große Bühne mit professioneller Licht- und Tontechnik errichtet wurde. Die einzelnen Crews konnten, sofern sie das wollten, sich am Programm beteiligen und selbst diverse Showeinlagen gestalten. Auch unser Schiff brachte nach einigen Tagen der Probe zwei Lieder zur Aufführung. Dieser Auftritt vor mehreren hundert Menschen erforderte einige Überwindung, die sich aber letztlich voll auszahlte. Die anschließende Open-Air Disco wurde umso ausgelassener gefeiert. Für mich war es einmal mehr berührend, wie behinderte und nicht behinderte Kinder und Jugendliche alle Schranken und Berührungsängste fallen ließen und den Gedanken des Miteinanders zelebrierten.
Der Donnerstag begann sehr früh, da nun das absolute Highlight der Mirno More-Flotte bevorstand. Bereits um 8.00h früh verließen die ersten Schiffe den Hafen, um die Formationsfahrt einzuleiten. Bewundernswert war hierbei einmal mehr die professionelle Organisation, wenn man bedenkt was es bedeutet 106 Schiffe auf relativ engem Raum in der Bucht von Split segeln zu lassen. Als dann das Kommando „Setzt die Segel“ seitens der Flottenleitung über Funk kam und alle Schiffe gleichzeitig die Segel hissten, überkam wohl dem hartgesottetsten Seebären ein Gefühl der Rührung. Rund 20 Minuten wurde diese Formationsfahrt fortgesetzt, ehe die heurige Mirno More für beendet erklärt wurde und ab dann jedes Schiff für die weitere Gestaltung selbst verantwortlich war. Während die meisten Schiffe Häfen ansteuerten, beschlossen wir gemeinsam mit unserem Skipper die Insel Zirje anzusteuern, um dort einmal eine Nacht in einer Bucht zu verbringen. Nicht nur für die Kinder war es sicherlich einmalig eine Nacht unter sternenklarem Himmel auf dem Wasser zu verbringen!
Der letzte Tag brachte noch einmal eine ca. 3stündige Fahrt zurück in die Marina von Sibenik, wo wir auch unsere letzte Nacht in Kroatien verbrachten. Am Samstag galt es das Schiff ordentlich gereinigt zu übergeben. Auch hier zeigte sich, dass die Kinder in dieser Woche gelernt hatten, dass es bei so einem Unterfangen gemeinsam einfacher geht.
Wehmütig verabschiedeten wir uns schließlich von unseren Skippern und vielen anderen Crews, die wir während dieser Woche kennengelernt hatten. Letztendlich kamen wir am späten Nachmittag wieder wohlbehalten und glücklich in Stiefern an.
Abschließend kann ich nur betonen, dass die Idee von Mirno More absolut unterstützenswert ist. Es war schön zu bemerken, dass Vorurteile abgebaut wurden und sich Menschen unterschiedlichster Prägung einander annähern konnten und Verständnis füreinander aufbrachten. Für die Kinder als auch für die Erwachsenen war es sicherlich ein Erlebnis, das sie ihr ganzes Leben nicht vergessen werden.